KATEGORIEN DER UNWAHRHAFTIGKEIT
2016
Auf zwei Stockwerken des ehemaligen Woolworth-Gebäudes auf der Mülheimer Schloßstraße sind wir der Frage der Verwaltung in Asylverfahren nachgegangen. Dazu suchten wir das Gespräch mit Geflüchteten, die über ihre Beobachtungen und Erfahrungen mit den deutschen Behörden berichteten. Zugleich wollten wir die administrative Dimension zu Wort kommen lassen, um den Ablauf eines Asylverfahrens und den Prozess, nach dem ein Leben verwaltet wird, zu verstehen. Es ging aber nicht allein darum, über das Asylverfahren aufzuklären. Eine künstlerische Anordnung verschiedener Bild-, Ton- und Schriftmaterialien sollte vielmehr die kommenden Besucher*innen einladen, eine eigene Position zu dem Komplex von Bürokratie und Biographie, von Leben und der Verwaltung seiner Möglichkeiten einzunehmen. In dieser Neuordnung und -verortung der Erzählungen von Gegenwart, Vergangenheit und Zukunft überschrieben sich Dokumente, Aussagen, Artefakte, Träume und Fiktionen in einem archivarischen Theater, das danach fragte, wie ein Mensch vor anderen von sich sprechen und schweigen kann.